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Lyrik als Anker

Viele Dichterinnen und Dichter nutzen ihre Dichtkunst, um die schwierigen Zeiten des Lebens
zu verarbeiten, so auch unsere Gastartikelautorin Carina Blumenroth. Für SternenBlick beschreibt
sie wie ihr Lyrik Halt gibt und oft auch ein wenig Trost spendet.

Das ewige Morgen

Ich frag‘ mich,
womit ich das verdient hab?
Wo ich Dir doch immer so viel gab.
Aber Du, Du siehst nur deine eigenen Sorgen -
meine verschiebst Du auf das ewige Morgen.

Kopf- vs. Bauchentscheidung. Eine Frage, die sich wohl jeder schon einmal gestellt hat. Etliche schlaflose Nächte, tausende Tränen, die geflossen sind.
Immer wieder tauchen Fragen auf, auf die man keine Antwort findet.
Soll ich weitermachen, nur weil ich weiß, dass es Zukunft hat?
Oder soll ich auf mein Herz hören? Soll ich vielleicht doch meine Träume leben, auch wenn sie sagen, dass das unsicher ist!?
Zweifel zerfressen mich immer mehr.
Innerlich schon gerbrochen und äußerlich so leer.
Man sagt, dass man immer auf sein Herz hören soll, aber keiner sagt, dass das verdammt schwer ist. Ich habe während meiner „Kopf vs. Herz vs. Bauch-Entscheidung“ viel mit mir selbst gehadert. Aber das Schreiben hat mir schließlich geholfen.

Ich steh‘ morgens auf,
doch weiß überhaupt nicht mehr,
wofür überhaupt.
Kämpfe jeden verdammten Tag.
Mit mir. Und gegen mich.
Es ändert nichts.

Immer und immer wieder kritzelte ich Worte aufs Papier. Einige wurden durchgestrichen. Manche durften bleiben – als Mahnmal. Zettel und Stift sind meine besten Freunde. Meine ständigen Wegbegleiter und mein Schutz vor dieser lauten Welt. Gedanken, Zweifel und Wünsche wirken aufgeschrieben so viel wahrer, als nur gedacht.
Worte haben auf mich so eine große Macht. Sie sind Tröster in den einsamsten Stunden. Sie sind das Licht am Ende des Tunnels. Aber auch der Ausdruck von allem, was größer ist, als ich. Es gibt so viele Worte, die Dinge beschreiben können, doch es gibt nicht genug, um zu beschreiben, wie wichtig das ist.
Für manche sind es nur banale Zeichen, die auf Papier gekritzelt wurden – doch für mich ist es so viel mehr: Schreiben ist nach Hause kommen.
Durch das Schreiben habe ich gelernt mutiger zu sein. Habe gelernt zu meinen Träumen und Wünschen, zu meinen Ansichten bedingungslos zu stehen.
Ich entschuldige mich nicht mehr für meine Gefühle oder Gedanken – auch wenn sie nicht immer richtig sind oder von allen verstanden werden. Ich verstecke nicht mehr, was ich fühle. Ich zeige mich – denn so, wie ich bin, bin ich richtig. So bin ich echt.

Facetten des Herzens

Vielleicht geht es euch ja ähnlich. Vielleicht hadert ihr mit einigen Entscheidungen, die anstehen oder sucht Gemeinsamkeiten, weil ihr das Gefühl habt anders und allein zu sein. Das ist nicht der Fall. In Gedichten kann man Gefühle, Gedanken und Ansichten verarbeiten. Wenn man Gedichte liest, dann lernt man die Seele des Autors kennen.
Einige Zeit dachte ich auch, dass ich alleine mit meinen Gefühlen bin, dass ich anders bin als alle anderen, aber die Lyrik hat mir gezeigt, dass das nicht so ist. Tief im Herzen sind wir alle gleich. Wir alle haben Ängste und Zweifel, bei dem einen zeigen diese sich mehr, bei dem anderen weniger, aber tief in uns sind sie da und das ist okay so.
Denn Lyrik kann für uns alle ein Anker sein. Andere können uns verstehen, wenn wir unsere Gedanken aufschreiben. So können wir uns auch selbst entlasten.
Lyrik lässt uns auch andere Gedankenansätze sehen, die wir bis jetzt nicht bedacht haben. Manche werden wir vielleicht teilen, andere nicht mal nachvollziehen können, aber das ist es, was die Lyrik auszeichnet.
Verschiedene Facetten die vereint etwas Großes ergeben.



Gastautorin Carina Blumenroth studiert Germanistik in Düsseldorf und schreibt selbst Gedichte.



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