Fremder
Der Wind holt seine Hand herein -
streift zum Abschied Stein um Stein,
als käme er nie wieder.
Im Hafen klappern Segelmasten.
Sonnenmüde Menschen hasten
rüber, in die laute Stadt.
Zurück bleibt stiller, großer Strand -
ein Fremder, der im Dämmern stand;
im Rauch verklung'ner Lieder.
Bleibt auch das Knarren leerer Stühle
in weiter, zarter Abendkühle,
die vom Meer an's Ufer drängt.
Der Fremde - Frau, oder auch Mann
sieht sich die letzte Röte an,
die sterbend sich den Wellen schenkt.
Erst als er nur noch Rauschen hört
und niemand sein Geflüster stört,
ist er kein Fremder mehr.
Geht dahin und setzt sich nieder,
immer wieder,
als wär's ein ruheloser Geist.
Ist doch Mensch aus Fleisch und Blut.
Weiß nicht, was er hier draußen tut,
außer: sich zu finden.
Sitzt schließlich stumm; befreit; ja, heiter
und nichts weiter.
Garnichts weiter.
Ralph Bruse
Weitere Gedichte findet Ihr in Ralph's Schmöckerstube